Samstag, 23. November 2013

Warum soll man schlafen, wenn man auch tagträumen kann?

Neulich bin ich aufgewacht. Was nicht bedeutet, dass ich munter war. Also habe ich mich gefragt: Warum soll man schlafen, wenn man auch tagträumen kann? Und nach reiflicher Überlegung - eine Minute später - kam ich zu dem Schluss, dass es darauf nur eine sinnvolle Antwort gibt: Was ist das für eine Frage? Wo es doch viel wichtigere Dinge gibt, im Leben. Also kam ich nicht umher, mich ihnen zu stellen:
Warum heißen kurze Hosen „Shorts“ und lange nicht „Longs“? Wieso kaufen sich alle hässliche Fußmatten, obwohl die schönen gleich viel kosten? Und der erste Eindruck immer zählt. Was ist so schwer daran Laufen zu gehen, wenn man ohnehin ständig sinnlos in der Gegend herum rennt? Ob Weihnachten wirklich jemand mag? Warum sind nachts die Augen zu, obwohl man tagsüber auch mit offenen Augen schlafen kann? Wie viel Quadratmeter Wohnung passen in eine Frauenhandtasche? Ist das Universum eine Scheibe? Was macht man mit einem Liter Suppe, außer eine Woche Suppe essen? Warum müssen Züge nie pünktlich bei uns sein, wir aber schon bei ihnen? Wie kann man um sechs Uhr morgens schon gut drauf sein? Warum kann Humor Schwarz sein, aber nicht Gelb? Kann man von zu viel Schokolade abgesehen von dick auch seltsam werden? Warum gibt es so viele normale Menschen in einer so verrückten Welt? Warum haben wir nach dem Trinken immer Durst? Kann sich ein Baum auch einen Ast lachen? Welche Menge an Gin Tonics kann man vertragen? Und wo trägt man die dann alle hin? Wieso können wir immer noch nicht Zeitreisen? Wo wir doch längst zurück sind, in der Zukunft. Trinken Menschen an Vollmond mehr, weil er voll Mond heißt? Wer kann Zufall und Schicksal wirklich unterscheiden, abgesehen von Ironie? Warum wissen immer alle, alles besser? Können Vegetarier auch beleidigte Leberwürste sein? Warum gibt es für alles einen Grund, aber keinen Boden? Warum heißt es Frühstück, aber Abendessen? Weshalb kommt gut gemeintes immer schlecht an? Warum tun alle immer so erwachsen? Machen unsere Katzen auch heimlich Fotos von uns, wenn wir schlafen? Kann man einen Flachmann abfüllen? Wie blöd kann man eigentlich sein? Wie kann der Weg das Ziel sein, wenn immer erst am Ende des Weges ein Ziel ist? Warum bekommt der Körper ab dreißig seinen eigenen Kopf? Wieso gibt es Muskelkater und keine Muskelkatzen? Wie bitte soll man davon fliegen können, wenn man kein verdammter Vogel ist? Jetzt wo das geklärt ist, bleibt nur noch eine Frage offen: Wer stellt solche Fragen? Frag ich mich schon lange.

Wenn das Universum etwas sagen will, warum ruft es dann nicht einfach an?



Wir alle haben ein Smartphone, oder auch keines. Aber dafür ein anderes Handy. Dann sind wir zwar nicht so cool, aber jedenfalls trotzdem erreichbar. Immer und überall, außer für das Universum. Das vermittelt seine Botschaften nämlich ohne klingelnde Vorankündigung, dafür aber ganz gern mit extra Ironie. So wie ein Cafè Latte mit zehn extra Schuss Espresso. Naja, dann ist man wenigstens wach. Was ich mich allerdings schon frage ist: Wenn uns das Universum etwas sagen will, warum ruft es dann nicht einfach an? Wäre das nicht einfacher für alle? In Zeiten der NSA sind unsere Nummern ohnehin überall zu finden. Warum müssen wir uns immer erst durch den alltäglichen Dschungel der subtilen Zeichen kämpfen und alles vermasseln, um dann irgendwann den Sinn zu erkennen? Es ist ja auch nicht so, dass wir Botschaften nicht verstehen wollen. Aber wie sollen wir das denn, wenn wir nicht wissen wie, oder wo, oder wann?
Letztens beispielsweise - an einem Sonntag Abend - hab ich den ganzen Tag zuvor damit verbraucht auf eine Nachricht zu warten. Keine vom Universum, einem aus dem Handy . Eine Short Message: Leicht zu empfangen, sehr schwer zu senden - offensichtlich. Dazwischen hab ich Gewand nach Farben zu sortiert, ohne Nachricht. Alte Fotoalben angesehen, die mir zufällig beim anstarren des Bücherregals ins Auge gefallen sind. Hab etwas gekocht, ohne Hunger und ohne Nachricht. Hab die Wiederholungen der Samstag-Abend-Filme gesehen und bin knapp davor gewesen, bei Bauer sucht Frau hängen zu bleiben. Hab mehrere Stunden das Handy hypnotisiert, ohne Erfolg. Zugegeben: Wenn ich die Nachricht gewesen wäre, hätte ich auch Angst gehabt vor meinem Blick. Irgendwann aber, war dann genug gewartet. Leicht genervt hole ich den Müll und trage ihn vier Stockwerke nach unten. Das sind 120 Stiegen. Ich weiß es, weil ich sie täglich beim hinauf keuchen zähle. Mein Handy kommt natürlich mit .. könnte ja sein. Der Müll fliegt in die Tonne, das Handy durch die Luft - unabsichtlich, aber immerhin – und das Display sieht aus, als hätte es mein Blick gesprengt. Eh schon egal denk ich mir, denn Nachricht bekomm ich ja ohnehin keine. Ich krieche 120 Stiegen nach oben und setzte mich auf die Couch mit einem Achtel Rot. Das Handy klingelt. Ich kann die Nachricht nicht lesen. Kein Lichtstrahl der vom Himmel kommt, kein Engelschor, keine Harfe, nur die Ironie des Schicksals. Ich trinke weiter und das Handy klingelt nochmals. JA, ich hab die Nachricht verstanden! Diesmal sogar mit extra Ton.